Analgetika sind Arzneimittel, die gezielt zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Sie wirken durch verschiedene Mechanismen im Nervensystem und können sowohl die Schmerzwahrnehmung als auch die Schmerzweiterleitung beeinflussen. Diese Medikamente unterscheiden sich in ihrer Wirkstärke, Anwendungsdauer und den spezifischen Einsatzgebieten. In deutschen Apotheken sind sowohl rezeptfreie als auch verschreibungspflichtige Schmerzmittel erhältlich, die je nach Schmerzintensität und -ursache individuell ausgewählt werden können.
Schmerzen lassen sich grundsätzlich in akute und chronische Formen unterteilen. Akute Schmerzen entstehen durch Verletzungen, Entzündungen oder operative Eingriffe und klingen meist innerhalb weniger Tage ab. Chronische Schmerzen bestehen länger als drei Monate und erfordern oft eine komplexere Behandlungsstrategie. Je nach Schmerzart kommen unterschiedliche Analgetika zum Einsatz, wobei die Auswahl des geeigneten Präparats von Faktoren wie Schmerzintensität, Ursache und individueller Verträglichkeit abhängt.
Analgetika greifen an verschiedenen Stellen der Schmerzverarbeitung ein. Einige hemmen die Bildung schmerzauslösender Botenstoffe direkt am Entstehungsort, während andere die Weiterleitung von Schmerzsignalen zum Gehirn blockieren. Die meisten rezeptfreien Schmerzmittel wirken über die Hemmung bestimmter Enzyme, wodurch Entzündungsreaktionen reduziert und Schmerzsignale abgemildert werden.
Ibuprofen gehört zur Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend. Es eignet sich besonders bei Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Regelschmerzen und rheumatischen Beschwerden. Die übliche Dosierung für Erwachsene liegt bei 200-400 mg alle 4-6 Stunden, wobei die Tageshöchstdosis von 1200 mg nicht überschritten werden sollte. Ibuprofen sollte möglichst zu den Mahlzeiten eingenommen werden.
Paracetamol ist ein gut verträgliches Schmerzmittel mit ausgeprägter fiebersenkender Wirkung, das jedoch nur schwach entzündungshemmend wirkt. Es eignet sich besonders für Personen mit Magen-Darm-Problemen, da es die Magenschleimhaut nicht reizt. Die empfohlene Einzeldosis beträgt 500-1000 mg, maximal 4000 mg täglich. Eine Überdosierung kann schwere Leberschäden verursachen, weshalb die angegebenen Dosierungen strikt eingehalten werden müssen.
Acetylsalicylsäure wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend. Zusätzlich besitzt sie blutverdünnende Eigenschaften, weshalb sie auch zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt wird. Wichtige Anwendungsgebiete umfassen:
Tramadol und Codein gehören zu den schwachen Opioiden und sind in Deutschland für mittelschwere bis schwere Schmerzen verschreibungspflichtig. Tramadol wirkt sowohl über Opioidrezeptoren als auch durch Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin. Codein wird häufig in Kombination mit anderen Analgetika eingesetzt und ist besonders bei chronischen Schmerzzuständen bewährt. Beide Wirkstoffe unterliegen der Betäubungsmittelverordnung und erfordern eine sorgfältige ärztliche Überwachung sowie individuelle Dosisanpassung.
Morphin und Fentanyl sind starke Opioide für schwerstmögliche Schmerzen und unterliegen in Deutschland besonderen Verschreibungsregeln. Diese Arzneimittel sind nur auf Betäubungsmittelrezept erhältlich und dürfen ausschließlich von zugelassenen Ärzten verordnet werden. Die Abgabe erfolgt unter strengster Kontrolle in der Apotheke. Eine engmaschige medizinische Betreuung ist aufgrund des hohen Abhängigkeitspotentials und möglicher schwerwiegender Nebenwirkungen unerlässlich.
Metamizol nimmt in Deutschland eine besondere Stellung ein, da es hier weiterhin verschreibungspflichtig verfügbar ist, während es in vielen anderen Ländern vom Markt genommen wurde. Der Wirkstoff bietet eine starke schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkung, birgt jedoch das seltene, aber schwerwiegende Risiko einer Agranulozytose. Daher ist eine strenge Indikationsstellung und regelmäßige Blutbildkontrolle erforderlich.
Topische Analgetika ermöglichen eine gezielte Schmerzbehandlung direkt am Anwendungsort und reduzieren systemische Nebenwirkungen erheblich. Diese Darreichungsformen umfassen verschiedene Optionen:
Kombinationspräparate nutzen synergistische Effekte verschiedener Analgetika für eine verstärkte Schmerzlinderung. Bewährte Kombinationen umfassen Paracetamol mit Koffein zur Wirkungsverstärkung oder ASS mit Paracetamol und Koffein bei Kopfschmerzen. Diese Präparate ermöglichen oft eine niedrigere Dosierung der Einzelkomponenten bei gleichzeitig verbesserter Wirksamkeit. Wichtig ist die Beachtung der Gesamtdosis aller enthaltenen Wirkstoffe zur Vermeidung von Überdosierungen.
Bei Kopfschmerzen und Migräne haben sich verschiedene Analgetika als wirksam erwiesen. Paracetamol wird in einer Dosierung von 500-1000 mg alle 4-6 Stunden empfohlen, wobei die maximale Tagesdosis von 4000 mg nicht überschritten werden sollte. Ibuprofen zeigt bei Kopfschmerzen bereits in Dosierungen von 400-600 mg eine gute Wirksamkeit. Für Migräneanfälle eignen sich besonders ASS in höheren Dosierungen von 1000 mg oder spezielle Kombinationspräparate. Die Einnahme sollte möglichst früh nach Einsetzen der Beschwerden erfolgen, um eine optimale Wirkung zu erzielen.
Für Muskel- und Gelenkschmerzen sind nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) besonders geeignet, da sie sowohl schmerzlindernd als auch entzündungshemmend wirken. Ibuprofen in Dosierungen von 400-800 mg dreimal täglich zeigt eine ausgezeichnete Wirksamkeit bei muskuloskelettalen Beschwerden. Diclofenac als Tablette oder Gel bietet eine Alternative, insbesondere bei lokalisierten Schmerzen. Naproxen wirkt länger anhaltend und muss nur zweimal täglich eingenommen werden. Bei chronischen Gelenkschmerzen sollte die Anwendungsdauer mit einem Arzt besprochen werden.
Zahnschmerzen erfordern oft eine schnelle und effektive Schmerztherapie. Ibuprofen gilt als Goldstandard bei Zahnschmerzen, da es sowohl die Schmerzen lindert als auch die oft begleitende Entzündung bekämpft. Eine Dosierung von 600-800 mg alle 6-8 Stunden ist meist ausreichend. Bei postoperativen Schmerzen nach zahnärztlichen Eingriffen kann eine Kombination aus Ibuprofen und Paracetamol eine verstärkte Wirkung erzielen. Lokale Anästhetika in Form von Gels können zusätzlich zur systemischen Therapie angewendet werden.
Analgetika können verschiedene Nebenwirkungen verursachen, die je nach Wirkstoff variieren. NSAR wie Ibuprofen, Diclofenac und ASS können Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit und in seltenen Fällen Magengeschwüre verursachen. Paracetamol ist magenfreundlicher, kann jedoch bei Überdosierung schwere Leberschäden verursachen. Wichtige Wechselwirkungen bestehen mit blutverdünnenden Medikamenten, ACE-Hemmern und Lithium. Die gleichzeitige Einnahme von Alkohol verstärkt das Risiko für Magen-Darm-Blutungen bei NSAR und Leberschäden bei Paracetamol.
Bestimmte Personengruppen sollten bei der Anwendung von Analgetika besondere Vorsicht walten lassen oder diese ganz meiden. NSAR sind kontraindiziert bei schweren Herz-, Leber- oder Nierenerkrankungen sowie bei Magen-Darm-Geschwüren in der Anamnese. Schwangere sollten insbesondere im letzten Trimester auf NSAR verzichten. Bei Kindern unter 12 Jahren ist ASS aufgrund des Reye-Syndroms kontraindiziert. Ältere Patienten haben ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen und sollten niedrigere Dosierungen verwenden:
In Deutschland unterliegen die meisten Analgetika der Apothekenpflicht, wobei viele in der Selbstmedikation erhältlich sind. Packungsgrößen für die Selbstmedikation sind begrenzt: Paracetamol bis 10 g, Ibuprofen bis 20 Tabletten à 400 mg, ASS bis 30 Tabletten à 500 mg. Die Lagerung sollte trocken, lichtgeschützt und bei Raumtemperatur erfolgen. Kinder sollten keinen Zugang zu den Medikamenten haben. Abgelaufene Analgetika gehören in die Apotheke oder den Restmüll, nicht in die Toilette oder das Abwasser. Bei Fragen zur Anwendung oder Dosierung steht das qualifizierte Apothekenpersonal beratend zur Verfügung.