Antiallergika sind Medikamente, die zur Behandlung und Vorbeugung allergischer Reaktionen eingesetzt werden. Sie greifen gezielt in die körpereigenen Abwehrprozesse ein, die bei Kontakt mit Allergenen wie Pollen, Hausstaubmilben oder bestimmten Nahrungsmitteln überreagieren. Diese Überreaktion des Immunsystems führt zu den typischen Allergiesymptomen wie Niesen, Juckreiz, Hautausschlag oder Schwellungen.
Die Wirkungsweise von Antiallergika basiert hauptsächlich auf zwei Mechanismen: der Histaminblockade und der Entzündungshemmung. Histamin ist ein körpereigener Botenstoff, der bei allergischen Reaktionen massiv freigesetzt wird und die unangenehmen Symptome verursacht. Antihistaminika blockieren die Histaminrezeptoren und verhindern so die Entstehung der allergischen Beschwerden. Andere Antiallergika wirken entzündungshemmend und stabilisieren die Mastzellen, wodurch die Freisetzung von Entzündungsmediatoren reduziert wird.
Die Anwendungsgebiete umfassen verschiedene Allergieformen:
Je nach Präparat unterscheidet sich die Wirkgeschwindigkeit erheblich. Während akute Antihistaminika bereits nach 30-60 Minuten Linderung verschaffen, entfalten präventive Medikamente ihre volle Wirkung erst nach mehreren Tagen regelmäßiger Anwendung.
Zu den klassischen Antihistaminika der ersten Generation gehören bewährte Wirkstoffe wie Diphenhydramin, Clemastin und Dimetinden. Diese sind in Deutschland in verschiedenen Präparaten erhältlich, darunter bekannte Marken wie Fenistil, Tavegil und Emesan. Diese Medikamente zeichnen sich durch ihre schnelle und zuverlässige Wirkung aus, haben jedoch den Nachteil, dass sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden und dadurch sedierend wirken können.
Die moderneren Antihistaminika der zweiten Generation umfassen Wirkstoffe wie Cetirizin, Loratadin und Fexofenadin. Diese sind unter Markennamen wie Zyrtec, Clartin, Telfast und Aerius in deutschen Apotheken verfügbar. Der entscheidende Vorteil dieser neueren Generation liegt in ihrer deutlich geringeren Sedierung, da sie die Blut-Hirn-Schranke nur minimal überwinden.
Während Antihistaminika der ersten Generation oft stärkere Müdigkeitseffekte verursachen und die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen können, bieten sie bei akuten allergischen Reaktionen eine sehr schnelle Linderung. Die zweite Generation eignet sich besonders für die Langzeittherapie und den Einsatz am Tag, da sie kaum müde macht. Bei der Dosierung sollten Präparate der ersten Generation bevorzugt abends eingenommen werden, während moderne Antihistaminika flexibel dosiert werden können. Besonders bei Autofahrern und in Berufen mit erhöhter Konzentrationspflicht sind Präparate der zweiten Generation die erste Wahl.
Topische Antiallergika bieten eine gezielte Behandlung allergischer Reaktionen direkt am betroffenen Organ. Diese lokale Anwendung ermöglicht eine effektive Symptomlinderung bei minimalen systemischen Nebenwirkungen.
Für allergische Bindehautentzündungen stehen bewährte Wirkstoffe zur Verfügung. Azelastin (Allergodil) wirkt schnell gegen Juckreiz, Rötung und Tränenfluss. Ketotifen (Zaditen) bietet zusätzlich mastzellstabilisierende Eigenschaften und eignet sich besonders für die Langzeittherapie bei saisonalen Allergien.
Bei allergischer Rhinitis sind Corticosteroid-Nasensprays die Therapie der ersten Wahl. Diese Wirkstoffe reduzieren effektiv Entzündungen und Schwellungen der Nasenschleimhaut:
Verfügbare Marken wie Otrivin, Nasonex und Avamys bieten verschiedene Formulierungen für unterschiedliche Patientenbedürfnisse.
Bei lokalen allergischen Hautreaktionen lindern antihistaminhaltige Cremes und Gele Juckreiz und Rötungen. Die Anwendung erfolgt je nach Schweregrad 2-3 mal täglich über einen Zeitraum von maximal einer Woche, um Gewöhnung zu vermeiden.
Mastzellstabilisatoren stellen einen wichtigen Baustein in der präventiven Allergietherapie dar. Sie verhindern die Freisetzung von Histamin und anderen Entzündungsmediatoren aus den Mastzellen und bieten somit einen prophylaktischen Schutz vor allergischen Reaktionen.
Cromoglicinsäure stabilisiert die Zellmembran der Mastzellen und verhindert deren Degranulation. Dieser Mechanismus macht sie besonders wertvoll für die Langzeittherapie und Prävention allergischer Beschwerden. Die Wirkung tritt erst nach regelmäßiger Anwendung über mehrere Tage ein.
Bewährte Marken wie Intal und Lomudal bieten verschiedene Darreichungsformen:
Die präventive Anwendung sollte idealerweise vor der Allergensaison beginnen. Kombinationspräparate mit Antihistaminika oder Corticosteroiden erweitern die Therapieoptionen und ermöglichen eine individuell angepasste Behandlung für optimale Symptomkontrolle.
Corticosteroide stellen eine wichtige Therapieoption für schwere allergische Reaktionen dar, wenn Antihistaminika nicht ausreichend wirksam sind. Diese stark entzündungshemmenden Medikamente können sowohl systemisch als auch topisch angewendet werden.
Bei akuten und schweren allergischen Reaktionen kommen systemische Corticosteroide wie Prednisolon und Dexamethason zum Einsatz. Diese Wirkstoffe unterdrücken effektiv die Immunreaktion und reduzieren Entzündungsprozesse im gesamten Körper. Prednisolon ist dabei das am häufigsten verwendete orale Corticosteroid, während Dexamethason oft bei besonders schweren Fällen eingesetzt wird.
Bekannte verschreibungspflichtige Corticosteroid-Präparate sind Decortin und Fortecortin. Diese Medikamente erfordern eine ärztliche Verordnung und sollten nur unter medizinischer Aufsicht verwendet werden. Die Dosierung wird individuell an die Schwere der allergischen Reaktion angepasst.
Für lokale Hautreaktionen stehen topische Corticosteroide zur Verfügung, die direkt auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden. Diese wirken gezielt gegen Entzündungen, Juckreiz und Rötungen bei allergischen Hauterkrankungen wie Ekzemen oder Kontaktallergien.
Die Anwendung von Corticosteroiden kann verschiedene Nebenwirkungen haben, insbesondere bei längerfristiger Anwendung. Dazu gehören erhöhte Infektanfälligkeit, Gewichtszunahme, Blutdruckanstieg und bei topischer Anwendung Hautverdünnung. Eine ausschleichende Dosierung ist bei längerer Therapie unbedingt erforderlich, um ein plötzliches Absetzen zu vermeiden.
Die Dosierung von Antiallergika muss an das Alter und Körpergewicht des Patienten angepasst werden. Kinder benötigen niedrigere Dosierungen als Erwachsene, während bei älteren Patienten besondere Vorsicht geboten ist. Säuglinge und Kleinkinder sollten nur nach ärztlicher Rücksprache behandelt werden.
Die wichtigsten Nebenwirkungen umfassen:
Antiallergika können mit anderen Medikamenten interagieren. Besondere Vorsicht ist bei der gleichzeitigen Einnahme von Beruhigungsmitteln, Alkohol oder anderen zentral dämpfenden Substanzen geboten. Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker über alle eingenommenen Medikamente.
Während Schwangerschaft und Stillzeit sollten Antiallergika nur nach ärztlicher Beratung angewendet werden. Einige Wirkstoffe gelten als sicher, während andere vermieden werden sollten. Loratadin und Cetirizin gelten als Mittel der ersten Wahl in der Schwangerschaft.
Ein Arzt sollte aufgesucht werden bei schweren allergischen Reaktionen, anhaltenden Beschwerden trotz Behandlung, ungewöhnlichen Nebenwirkungen oder wenn die Symptome sich verschlechtern. Bei Atemnot, Schwellungen im Gesicht oder Kreislaufproblemen ist sofortige medizinische Hilfe erforderlich.
Antiallergika sollten trocken, kühl und lichtgeschützt gelagert werden. Beachten Sie das Verfallsdatum und verwenden Sie keine abgelaufenen Medikamente. Augentropfen und Nasensprays haben nach dem Öffnen eine begrenzte Haltbarkeit.
Viele Antihistaminika sind rezeptfrei erhältlich und eignen sich zur Selbstbehandlung leichter bis mittelschwerer Allergien. Verschreibungspflichtige Präparate kommen bei schweren Fällen oder speziellen Therapieformen zum Einsatz. Lassen Sie sich in der Apotheke beraten, welche Option für Sie geeignet ist.