Hypertonie, auch bekannt als Bluthochdruck, liegt vor, wenn der Blutdruck dauerhaft erhöht ist. Die Weltgesundheitsorganisation definiert normale Blutdruckwerte bei unter 140/90 mmHg. Der erste Wert (systolisch) misst den Druck während der Herzkontraktion, der zweite Wert (diastolisch) den Druck in der Entspannungsphase des Herzens.
Die Hypertonie wird in verschiedene Schweregrade eingeteilt: Grad 1 (140-159/90-99 mmHg), Grad 2 (160-179/100-109 mmHg) und Grad 3 (≥180/≥110 mmHg). In Deutschland sind etwa 30-35% der Erwachsenen von Bluthochdruck betroffen, wobei die Häufigkeit mit dem Alter zunimmt.
Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören Übergewicht, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen und chronischer Stress. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung ist entscheidend für die Gesundheit.
Man unterscheidet zwischen primärer Hypertonie (90-95% der Fälle), bei der keine eindeutige Ursache identifizierbar ist, und sekundärer Hypertonie, die durch andere Erkrankungen wie Nierenprobleme oder hormonelle Störungen verursacht wird.
Hypertonie wird oft als "stiller Killer" bezeichnet, da sie häufig symptomlos verläuft. Mögliche Anzeichen sind Kopfschmerzen, Schwindel, Nasenbluten oder Sehstörungen. Unbehandelt kann Bluthochdruck zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenversagen führen.
Eine korrekte Blutdruckmessung erfordert eine 5-minütige Ruhepause vor der Messung. Der Patient sollte entspannt sitzen, die Beine nicht überkreuzen und den Arm in Herzhöhe positionieren. Die Manschette muss die richtige Größe haben und fest, aber nicht zu eng am Oberarm anliegen. Mehrere Messungen im Abstand von 1-2 Minuten erhöhen die Genauigkeit.
Die 24-Stunden-Blutdruckmessung liefert aussagekräftige Werte über den gesamten Tagesverlauf und deckt nächtliche Blutdruckanstiege auf. Für die Selbstmessung zu Hause eignen sich validierte Oberarm-Messgeräte. Wichtige Laborwerte umfassen Kreatinin, Kalium, Natrium und Blutzucker. Ein Arztbesuch ist bei wiederholten Werten über 140/90 mmHg, plötzlichen Blutdruckanstiegen oder Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Sehstörungen dringend erforderlich.
ACE-Hemmer wie Ramipril, Enalapril und Lisinopril blockieren die Bildung von Angiotensin II und erweitern dadurch die Blutgefäße. Sie schützen zusätzlich Herz und Nieren und eignen sich besonders für Diabetiker. Häufigste Nebenwirkung ist ein trockener Reizhusten bei etwa 10% der Patienten.
Sartane wie Valsartan, Candesartan und Telmisartan wirken ähnlich wie ACE-Hemmer, verursachen jedoch seltener Husten. Sie bieten eine gute Alternative bei ACE-Hemmer-Unverträglichkeit und haben einen günstigen Einfluss auf die Herzfunktion.
Die Therapie umfasst verschiedene Medikamentenklassen:
Oft werden mehrere Wirkstoffe kombiniert, um optimale Blutdruckwerte zu erreichen und Nebenwirkungen zu minimieren.
Die Behandlung von Bluthochdruck erfolgt in Deutschland mit bewährten Medikamenten verschiedener Wirkstoffklassen. Zu den am häufigsten verschriebenen Einzelpräparaten gehören Ramipril als ACE-Hemmer, Bisoprolol aus der Gruppe der Betablocker und Amlodipin als Calciumkanalblocker. Diese Wirkstoffe haben sich in der Praxis als besonders effektiv und gut verträglich erwiesen.
Viele Patienten profitieren von Kombinationspräparaten, die verschiedene Wirkmechanismen in einer Tablette vereinen. Besonders beliebte Kombinationen sind:
Der Vorteil der Kombinationstherapie liegt in der optimierten Blutdrucksenkung durch verschiedene Angriffspunkte sowie der verbesserten Therapietreue durch weniger Tabletten pro Tag.
Die Behandlung beginnt meist mit niedrigen Anfangsdosen: Ramipril wird typischerweise mit 2,5-5 mg einmal täglich gestartet, Bisoprolol ebenfalls mit 2,5-5 mg täglich und Amlodipin mit 5 mg einmal täglich. Bei Bedarf erfolgt eine schrittweise Steigerung auf die individuell optimale Erhaltungsdosis. Kombinationspräparate werden in der Regel einmal täglich eingenommen, wobei die genaue Dosierung von Faktoren wie Alter, Nierenfunktion und Begleiterkrankungen abhängt.
Bei der Anwendung von Blutdruckmedikamenten sind verschiedene Aspekte zu beachten. ACE-Hemmer und Sartane dürfen nicht in der Schwangerschaft verwendet werden. Regelmäßige Kontrollen der Nierenfunktion und Elektrolyte (Kalium, Natrium, Kreatinin) sind bei ACE-Hemmern, Sartanen und Diuretika erforderlich.
Typische Nebenwirkungen umfassen trockenen Husten und erhöhte Kaliumwerte bei ACE-Hemmern, verlangsamten Herzschlag und Müdigkeit bei Betablockern, Knöchelödeme und Kopfschmerzen bei Calciumkanalblockern sowie Elektrolytstörungen bei Thiaziden. Wechselwirkungen können mit kaliumsparenden Diuretika, entzündungshemmenden Medikamenten (NSAR), bestimmten Herzrhythmusmedikamenten oder Antidepressiva auftreten.
Besonders wichtig ist, Blutdruckmedikamente niemals abrupt abzusetzen und Dosisänderungen immer mit dem behandelnden Arzt abzusprechen.
Für viele Blutdruckwirkstoffe sind Generika verfügbar, die pharmazeutisch gleichwertig, aber kostengünstiger sind. Bei einer Umstellung sollte auf gleiche Wirkstärke und mögliche Unterschiede in den Hilfsstoffen geachtet werden. Apotheke und Arzt stehen bei Fragen zur Verträglichkeit und zu Wechselwirkungen beratend zur Verfügung.
Eine erfolgreiche Blutdruckbehandlung basiert nicht nur auf Medikamenten, sondern wesentlich auch auf Lebensstiländerungen. Diese können den Blutdruck erheblich senken und die Wirkung der Medikamente verstärken.
Eine salzarme Ernährung mit maximal 5-6 Gramm Kochsalz pro Tag bildet die Grundlage der diätetischen Blutdrucksenkung. Empfehlenswert ist eine an der DASH-Diät orientierte Kost, die reich an Obst, Gemüse und ballaststoffreichen Lebensmitteln ist. Diese Ernährungsweise kann den Blutdruck merklich und nachhaltig senken.
Regelmäßige körperliche Aktivität ist ein hochwirksamer, natürlicher Blutdrucksenker. Die aktuellen Empfehlungen umfassen:
Chronischer Stress kann den Blutdruck erheblich beeinflussen. Bewährte Entspannungstechniken wie progressive Muskelrelaxation, gezielte Atemübungen oder Achtsamkeitsübungen können den Blutdruck positiv beeinflussen und sollten in den Alltag integriert werden.
Die Apotheke übernimmt eine zentrale beratende Funktion in der Blutdruckbehandlung. Dazu gehören professionelle Blutdruckmessungen, ausführliche Anleitungen zur korrekten Selbstmessung zu Hause sowie umfassendes Medikationsmanagement. Apothekerinnen und Apotheker unterstützen bei der Therapietreue, informieren über mögliche Wechselwirkungen und Nebenwirkungen und helfen bei der Auswahl geeigneter, validierter Blutdruckmessgeräte.
Zusätzlich erfolgt eine evidenzbasierte Beratung zu Nahrungsergänzungsmitteln wie Kalium (nur nach ärztlicher Rücksprache) oder Omega-3-Fettsäuren mit begrenztem Effekt sowie zu pflanzlichen Alternativen. Dabei wird stets auf wissenschaftlich belegte Wirkungen und mögliche Risiken hingewiesen.
Der Erfolg der Bluthochdruckbehandlung liegt in der optimalen Kombination aus medikamentöser Therapie, konsequenten Lebensstiländerungen und regelmäßigen Kontrollen. Nur so können die individuellen Therapieziele sicher und nachhaltig erreicht werden.